Akadianerin auf Masterkurs in Paris

Eigentlich wollte sich Larissa Kalisch nach ihrem Bachelorabschluss in Psychologie an der Universität Freiburg im Juli 2015 nur eine sechsmonatige Auszeit in Paris nehmen und diese Zeit nutzen, um eine Ausbildung zur Salsatanzlehrerin zu machen. Aber wie so oft im Leben kam es anders: Larissa Kalisch lebt immer noch an der Seine und ist auf der Zielgeraden ihres Masterstudiums.

7. Juni 2018

Gibt es einen Gegenbegriff zur Prüfungsangst? Larissa Kalisch würde dies wohl mit Prüfungsmut, Prüfungsliebe oder Prüfungsfreude betiteln. Naja, so richtig ins Schwarze treffen will dann doch
keiner dieser Ausdrücke. Sie selbst meint: «Seit ich mich erinnern kann, mag ich Prüfungen gerne.» Echt jetzt? «Ja, meine Mutter reibt sich darüber auch die Augen. Umso mehr, als es mir und meiner 15 Monate jüngeren Schwester genau gleich geht.» Die beiden begannen praktisch parallel in der frühen Primarschule mit dem Eiskunstlaufen, Larissa Kalisch erklärt sich diese Vorliebe deshalb so: «Da war es für uns völlig normal, in entscheidenden Momenten im Klassenzimmer oder auf dem Eisfeld spielerisch zur Höchstform aufzulaufen.»

«Coole Challenge»

Trotz ihrer Gelassenheit und der positiven Energie, die sie erfolgreich durch Wettkämpfe und Klausuren brachten, verweist sie auf die Wichtigkeit einer gründlichen Vorbereitung: «Ob Literatur, Mathematik oder Sport, wenn ich sattelfest bin, bringt mich nichts aus der Ruhe.» Ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, erlebt sie somit als «coole Challenge». Gibt es gar nichts mehr, um die eigene mentale Prüfungskompetenz weiter zu perfektionieren? «Bei mündlichen Prüfungen sehe ich schon noch Potenzial. Innerlich bin ich durchaus ruhig. Ich möchte aber, dass ich diese Selbstsicherheit noch besser rüberbringe. Hierfür könnte ich zum Beispiel noch an meiner Stimme arbeiten.»

Über den Sport zur positiven Psychologie

Als Eiskunstläuferin mit AKAD Matura hat Larissa Kalisch eine berühmte Vorgängerin: Europameisterin (2011) Sarah Meier, der sie bei Sommertrainings begegnet ist. Larissa Kalisch hat jedoch keine Profilaufbahn eingeschlagen: «Mit meinen physischen Voraussetzungen und meinem Talent wären höheresportliche Weihen kein realistisches Ziel gewesen. Ich bin mir gegenüber ehrlich geblieben und habe mich dagegen entschieden.» Sie hat im September 2011 mit dem Psychologiestudium begonnen. Im Gegensatz zu manchen Mitstudierenden fiel Larissa Kalisch das Aneignen von Wissen sehr leicht, was sie schon früh dazu bewog, sich mit Fragen rund um Lern- und Motivationsforschung zu befassen. Die AKAD Schule zu besuchen, war nicht nur eine ideale Lösung, um Ausbildung und Sport unter einen Hut zu bringen, sondern auch um ihrer Vorliebe für autonomes Lernen mehr Raum zu bieten.

Genau dieses Selbststudium schätzt sie an ihrer jetzigen Uni: In ihrer Masterarbeit schlägt sie eine Brücke zwischen Gesundheitspsychologie und positiver Psychologie. Sie untersucht, inwiefern sich das Gesamtbefinden von Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen mithilfe eines Onlineprogramms, unter anderem zur Förderung von individuellen Ressourcen, verbessern lässt.

Blockade deblockieren?

Nach ihrem Masterabschluss (voraussichtlich im Sommer 2018) sieht sich Larissa Kalisch im Bereich des Schul- und Lebenscoaching für Kinder und Jugendliche. Auch für eine Dissertation in der
Neuropsychologie rund um das Thema Prüfungsangst und Prüfungsblockaden könnte sich Larissa Kalisch begeistern. Gibt es zwischen den Menschen neurologische Unterschiede in Bezug auf Prüfungsverhalten? Dies ist ein Themengebiet, das sie sehr interessiert. Larissa Kalischs Zukunftspläne sind diesbezüglich aber noch offen.