Mit nachhaltigen Verpackungen die Abfallberge reduzieren

Weggeworfene Lebensmittel und Lebensmittelverpackungen tragen viel zu unseren Abfallbergen bei. Die Lebensmittelindustrie und Verpackungshersteller arbeiten an Lösungen, um sowohl die Menge der Verpackungsabfälle wie auch die Menge an weggeworfenen Lebensmitteln zu reduzieren.

Adrienne Vögeli

13. April 2018

Über 700 kg Abfall pro Jahr verursacht jede Person in der Schweiz. Mehr als die Hälfte davon sind Verpackungen und weggeworfene Lebensmittel. Privatunternehmen und öffentliche Forschungsinstitute weltweit arbeiten mit Hochdruck an Lösungen, um diese Abfallmenge zu reduzieren. Folgende Ansätze werden heute verfolgt.

Verpackungen aus biogenen, nachhaltigen und kompostierbaren Materialien

Vieles, was bei der Lebensmittelproduktion als «Nebenprodukt» abfällt, hat grosses Potenzial, als Rohmaterial für Verpackungen verwertet zu werden. Wissenschaftler/-innen erforschen, wie aus Stängeln, Blättern, Getreidehülsen, Käsemolke oder Oliventrester nachhaltige und kostengünstige Rohstoffe für Verpackungen zu gewinnen sind. Solche Verpackungen können nach Gebrauch kompostiert oder in einer Biogasanlage zu Energie verarbeitet werden, statt als Kehricht die Umwelt zu belasten.

Verpackungen, die Nahrungsmittel länger frisch halten

Viele Nahrungsmittel werden weggeworfen, weil sie sich in ihren Verpackungen verfärbt haben, unappetitlich aussehen oder tatsächlich verdorben sind. Forschende entwickeln Methoden, die Lebensmittel länger appetitlich und geniessbar halten:

  • Champignons oder Schnittsalate laufen an und werden bräunlich, wenn sich im Inneren des Verpackungsbeutels Kondenswasser bildet. Neuartige Verpackungsfolien, die z. B. durch eingelagerte Kochsalz- oder Zuckermoleküle Feuchtigkeit aufnehmen und binden, hemmen die Kondenswasserbildung und lassen den Inhalt länger frisch aussehen.
  • Steinobst oder Tomaten fangen in dichten Verpackungen gern zu schwitzen an, bei sehr reifen Früchten und bei Beeren tritt Saft aus, in dem sie dann schnell schimmeln. Eine niederländische Firma hat ein Material entwickelt, das wie Pampers Schwitzwasser und Saft aufsaugt und bindet. Das Schimmelrisiko wird damit deutlich reduziert und die Haltbarkeit der Früchte um mehrere Tage verlängert.
  • Geschnittene Salate und Gemüse welken, wenn sie in der Verpackung zu wenig Sauerstoff bekommen. Gegen dieses Problem hat eine Firma eine speziell beschichtete Membran entwickelt, die den Sauerstoffgehalt im Beutel konstant hält, Kohlendioxid abführt und so ein gleichbleibendes Innenklima aufrechterhält.
  • Vorgeschnittenes Obst, Gemüse und Fleischwaren können während der Verarbeitung mit Mikroorganismen in Berührung kommen. Kanadische Wissenschaftler arbeiten an einer Folie mit eingebetteten Viren, welche die Mikroorganismen abtöten, und das Bonner Fraunhofer-Institut entwickelt ein Polymer, das allein durch seine physikalische Oberflächenstruktur antimikrobiell wirkt.

Solche Entwicklungen lassen hoffen, dass wir es bald nur noch mit Abfallhügeln statt mit Abfallbergen zu tun haben. Wir werden nicht nur weniger Verpackungsmüll, sondern auch weniger Lebensmittel wegwerfen müssen.