Bedeutung und Prinzipien
Die BRICS-Staaten repräsentieren mehr als 40% der Weltbevölkerung und fast ein Viertel des Bruttosozialprodukts der Welt. Etwa 16% des gesamten Welthandels werden über diese Länder abgewickelt. Sie sind gekennzeichnet von einem hohen wirtschaftlichen Wachstum vor allem aufgrund von tiefen Arbeitskosten, bedeutenden ausländischen Direktinvestitionen, aufstrebenden Märkten und Geschäftsmöglichkeiten.
Die Prinzipien der BRICS-Länder sind Nichteinmischung, Gleichberechtigung und gegenseitiger Nutzen. Der Bündnisgedanke basiert auf drei Säulen: einer sicherheitspolitischen, einer ökonomisch-finanziellen und einer kulturellen. Die Zusammenarbeit wird auf verschiedenen Ebenen gefördert: neben der formalen, diplomatischen Ebene zwischen den Regierungen auch auf der Ebene von der Regierung nahestehenden Akteuren sowie auf einer zivilgesellschaftlichen Ebene, bei der das persönliche Engagement und der Austausch wichtig sind.
Konkrete Zusammenarbeit zwischen den BRICS-Ländern besteht in unterschiedlichen Sektoren wie beispielsweise bei der Energie, der Gesundheit, im Bildungswesen, der Forschung und Technologie sowie Innovation und Handelsförderung. Militärische Zusammenarbeit wird diskutiert, ist aber nicht Hauptbestandteil des Bündnisses.
Globaler Kontext und Erweiterungspläne
Den Vorsitz der BRICS-Länder haben die Mitgliedstaaten alternierend inne. 2022 war China an der Reihe. Es ist sehr daran interessiert, dass das Bündnis zu einer Plattform wird, an der weitere aufstrebende Ökonomien und die grossen sich entwickelnden Länder beteiligt sind. Dabei steht die wirtschaftliche Zusammenarbeit im Zentrum. Gleichzeitig will das Bündnis als Alternative zum westlichen Block unter Führung der USA wahrgenommen werden. Zum Kreis der potenziellen Neu-Mitglieder, BRICS+ genannt, gehören die Länder Kasachstan, Saudi-Arabien, Argentinien, Iran, Ägypten, Indonesien, Nigeria, Senegal, die Vereinigten Arabischen Emirate, Algerien und Thailand.
Ein bedeutender Beitritt wäre zweifellos derjenige von Argentinien. Das Land sucht Unterstützung, um sich unabhängiger vom Internationalen Währungsfonds (IWF) zu machen und die Zugangshemmnisse zu internationalen Krediten zu überwinden. Argentinien könnte sich, wie alle weiteren potenziellen BRICS-Bündnisstaaten, vorerst der von den BRICS-Ländern geschaffenen Entwicklungsbank New Development Bank NDB anschliessen. Für die Vergabe von Darlehen und Krediten durch die NDB, welche 2014 gegründet wurde und ihren Sitz in Peking hat, ist keine Mitgliedschaft im BRICS-Bündnis erforderlich. Länder wie Uruguay oder Bangladesch nutzen diese Möglichkeit bereits.
BRICS als Modell und Gegenmodell
Es ist unschwer zu erkennen, dass BRICS einerseits ein eigenes Modell ist und gleichzeitig ein Gegenmodell zu vom Westen dominierten Modellen wie der G7. Die mehr oder weniger deutliche Abkehr vom Westen führt zu einem neuen Rollenverständnis und neuen Strukturen. Beispielsweise werden Anstrengungen unternommen, den Zahlungsverkehr unter den BRICS-Ländern vom US-Dollar unabhängig und damit alternativ zum SWIFT-Finanztransaktionssystem aufzusetzen.
Die BRICS-Staaten bzw. BRICS+ sollen gemäss der heute unter China verfolgten Politik zur zentralen Drehscheibe des Süd-Süd-Dialogs – also der Verständigung der sich entwickelnden Länder untereinander – werden. Länder des globalen Südens, insbesondere afrikanische Länder, befürchten nämlich wegen sich zuspitzender Kriege und Konflikte steigende Zinsen, höhere Nahrungsmittelpreise und eine nachteilige Verzerrung an den internationalen Rohstoffmärkten, welche letztlich sie zu tragen haben. Sie wollen Protektionismus und die Sanktionspolitik des Westens vermeiden. Im BRICS-Bündnis erwarten sie eine bessere Absicherung.