Autonome Baumaschinen

Haushohe Bagger und Muldenkipper gehören zu den Giganten der selbstfahrenden Baumaschinen. Sie sind ideal für den Einsatz in abgelegenen Gegenden wie den australischen Erzminen. Seit sie sich selbst organisieren und miteinander kommunizieren können, werden sie auch für den europäischen Bergbau interessant.

Adrienne Vögeli

4. Juli 2018

Die Arbeit in Erzminen ist anstrengend, monoton und gefährlich. Der Umgang mit den 200 Tonnen schweren Fahrzeugen verlangt höchste Konzentration und viel Erfahrung. Auch da zunehmend Fachkräfte fehlen und gleichzeitig der Kostendruck für die Minenbetreiber steigt, ist der Einsatz von autonomen Baumaschinen eine interessante Lösung. Begonnen hat es mit ferngesteuerten Modellen. Ihr «Fahrer» sitzt im weit entfernten Kontrollzentrum in einem Sessel und steuert das Gefährt anhand der Kamerabilder.

Die autonomen Giganten arbeiten effizient und kostengünstig…

Die Transporter der nächsten Generation werden von einem Profi programmiert, indem er die Arbeitsgänge und Routen mehrmals ausführt und dabei aufzeichnet. Danach fahren sie selbstständig 365 Tage, rund um die Uhr und bei jedem Wetter. Sie werden nie müde oder unkonzentriert, und sie machen keine Fehler. Ohne Pausen, Schichtwechsel oder Krankheitstage erbringen sie eine konstante und planbare Arbeitsleistung. Bestückt mit Sensoren und GPS übertragen sie ihre Daten laufend ans Kontrollzentrum, von dem aus sie überwacht werden

.…und mit noch mehr Intelligenz werden sie den Bergbau revolutionieren…

Baumaschinen der nächsten Generation werden von intelligenten, so genannten On-Board-Systemen gesteuert, die aus ihren Erfahrungen lernen und selbstständig Entscheidungen treffen. Mit Hilfe von GPS, gespeicherten Geländedaten, 3D-Kameras, Naherkennungs- und Kollisionsvermeidungssystemen können sie bei Bedarf die vorgegebene Spur verlassen und einen neuen besten Weg durch die sich verändernde Mine suchen

.…bis es vor Ort praktisch keine Menschen mehr braucht.

Weitere mögliche Entwicklungen führen zu Szenarien, die noch utopisch und vielleicht etwas unheimlich anmuten: So könnten beispielsweise Sondierdrohnen Rohstoffvorkommen erkennen und die Bohrgeräte anweisen, wo sie zu graben haben. Traktoren und Muldenkipper werden als Teams selbstständig den Abbau der Rohstoffe und ihren Transport zu den Eisenbahnwaggons organisieren. Selbstfahrende Lokomotiven ziehen den Güterzug zum definierten Verladehafen, sobald die Waggons gefüllt sind. Überwachungsdrohnen kreisen währenddessen über dem Ganzen und übermitteln die Bilder ans Kontrollzentrum, wo das Überwachungsteam die Situation in Echtzeit im Auge behält.

Europäische Länder mit grossen Erz- und Kohlevorkommen beginnen sich jetzt auch für den Einsatz von autonomen Baumaschinen zu interessieren. In der Schweiz gibt es für Geräte dieser Grössenordnung zwar kaum Einsatzmöglichkeiten; kleinere ferngesteuerte oder autonome Baumaschinen könnten aber auch bei uns nützlich sein. Zum Beispiel an Orten, die für Menschen zu gefährlich sind wie im Herbst 2017 im Felssturzgebiet von Ruosalp oder in den Auffangbecken von Bondo. Da die gesetzlichen Grundlagen für den Betrieb von autonomen Fahrzeugen noch fehlen, dürfte es allerdings noch eine Weile dauern, bis solche Geräte bei uns verbreitet zum Einsatz kommen.