Verbindung von Biologie und Technologie. Unter diesem Gesichtspunkt könnte und müsste man Menschen mit Ohrimplantaten, Sehprothesen, künstlichen Gliedmassen und Herzschrittmachern allesamt als Cyborgs bezeichnen. Die genannten Technologien sind seit Jahren fester Bestandteil der Medizin. Demnach sind wir also schon längst eine Gesellschaft solcher Mischwesen.
Kybernetik
Der Ausdruck «Cyborg» ist ein Akronym, abgeleitet vom englischen «cybernetic organism», zu Deutsch «kybernetischer Organismus». Kybernetik als Wissenschaft befasst sich u. a. mit der Nachahmung der Steuerungsmechanismen von Lebewesen.
Um effektiver und effizienter zu sein, haben die Menschen schon immer Werkzeuge benutzt, die körperliche Funktionen übernommen oder unterstützt haben (z. B. Schaufeln, Hämmer oder Heugabeln). Im Bereich der Kybernetik wird mit modernen Mitteln wie RFID-/NFC-Chips, Sensoren, Elektroden und Magnetimplantaten geforscht und experimentiert. Das Ziel ist, die Fähigkeiten des menschlichen Körpers zu verbessern, ihn leistungsfähiger zu machen und seine Sinne zu erweitern. Die genannten technischen Bauteile werden im Gegensatz zu den herkömmlichen Werkzeugen in den menschlichen Körper eingebaut, was quasi zu einer hybriden Lebensform führt.
Nahe Zukunft
Im Gesundheitsbereich wird derzeit an der Einpflanzung diverser Mikrochips geforscht, um körperliche Aktivitäten aufzuzeichnen und beispielsweise über Bluetooth mit einer Smartphone-App zu verbinden. Diese Implantate können z. B. zur Überwachung des Hormonspiegels, des Sauerstoffgehalts, der Körpertemperatur oder der Glukose bzw. Blutfettwerte im Körper dienen und so die (autonome) Medikamentenfreisetzung steuern. Durch das Injizieren von Mikropartikeln unter die Hautoberfläche (ähnlich wie bei einem Tattoo) können körpereigene Prozesse wie Puls, Stresswerte oder Gehirnströme überwacht und aufgezeichnet werden.
Mit einem RFID-Chip ausgestattet, könnte jeder Mensch dank GPS-Technologie geortet und identifiziert werden. Überall dort, wo man bislang Chipkarten oder Pincodes benötigte, liesse sich die neue Implantat-Technik grundsätzlich bereits einsetzen.
Die Forschung strebt an, den Körper zu technisieren, um die menschlichen Sinne zu erweitern. Die Vision des simplen Wissenstransfers und einer entsprechenden Schnittstelle zwischen einem digitalen Gerät/Computer und dem menschlichen Gehirn bleibt vorerst jedoch Zukunftsmusik.
Fazit
Die zurzeit für jedermann zugänglichen Cyborg-Geräte gehören (nebst denjenigen im Medizinbereich) eher in die Bereiche Gadgets und technische Spielereien. Dazu gehören beispielsweise eingebaute Magnete in den Fingern, mit denen sich elektromagnetische Felder wahrnehmen lassen, oder implantierbare Kompassgeräte, die mit leichter Vibration dem Träger den Nordpol anzeigen. Oder aber unter die Haut gepflanzte Chips, mit denen man Türen öffnen und schliessen kann.
Neue «Cyborg-Technologien» haben noch sehr viel Potenzial und werden wohl auch künftig permanent weiterentwickelt. Durch reine Interaktion zwischen Mensch und Maschine werden wir aber (glücklicherweise) unsere Menschlichkeit vorerst noch behalten können.