Glokalisierung – die Verbindung von global und lokal

Glokalisierung vereinigt den Begriff Globalisierung mit der «Lokalisierung». Sie beschreibt die Zusammenhänge globaler Entwicklungen mit der lokalen Ebene.

Christophe Lienert

10. Oktober 2022

Ursprung des Begriffs

Wahrscheinlich war es der Soziologe Roland Robertson, der den Begriff im Zusammenhang mit seinen Arbeiten zur Globalisierung kreierte. Globalisierung und «Lokalisierung» bilden keinen Gegensatz, sondern stehen in enger Verbindung miteinander. Anfänglich stand der Begriff für eine Marketingstrategie, mit der internationale Unternehmen ein Produkt jeweils nach lokalen Gewohnheiten und Wertesystemen vermarkteten. Ein Bespiel sind internationale Ketten, die ihre Hamburger in Geschmack und Konsistenz lokalen Vorlieben anpassen.

Begriffsverwendung

Wer «glokalisiert» in kultureller Hinsicht verwendet, betont damit eine kosmopolitische Weltanschauung, die mit einer starken lokalen Verwurzelung verbunden ist.

Aus ökonomischer Sicht zeigt sich die Glokalisierung, wenn beispielsweise Produktion, Management und Verwaltung eines international tätigen Unternehmens lokal angesiedelt ist, die Produkte dagegen global verkauft werden. Wegen lokaler Besonderheiten passen solche Unternehmen ihre Produkte und deren Vermarktung den jeweiligen lokalen Bedingungen an. Zu solchen Bedingungen gehören regionale Marktbedürfnisse oder lokale Infrastrukturen oder auch die Ansprüche der lokalen Bildungs- und Forschungslandschaft.

Politisch gesehen kann man als Glokalisierung bezeichnen, dass Nationalstaaten ihre Kompetenzen sowohl nach oben in Bündnisse (EU, NAFTA) als auch nach unten – zu Provinzen oder Kantonen – abgeben. Auch gibt es immer mehr Nicht-Regierungsorganisationen, welche sowohl auf globaler wie lokaler Ebene wachsenden Einfluss haben.

Glokalisierung und Lieferketten in der Corona-Krise

Durch die Covid-19-Pandemie verstärkt, findet vermehrt eine Rückbesinnung auf das Lokale statt. Das wirtschaftlich und sozial Nahe gewinnt an Bedeutung. Wie komplex und verletzlich globale Lieferketten sind, hat sich während der Pandemie offenbart. Vermutlich werden diese Ketten in Zukunft wieder kürzer, indem man beispielsweise Nahrungsmittel vermehrt dort konsumiert, wo sie produziert wurden. Kürzere Lieferketten haben das Potenzial, vor- und nachgelagerte Wertschöpfung zurück in eine Region zu bringen und Arbeitsplätze zu sichern. Sie sind nicht nur umwelt- und klimaschonender, sondern fördern – weitergedacht – den sozialen Zusammenhalt und das Verantwortungsbewusstsein der Menschen gegenüber Umwelt und Gesellschaft.