Im letzten Semester gingen Studierende der Berufsmaturität in einer interdisziplinären Projektarbeit Fragen und Problemstellungen zum Thema «Glück» nach. Seraina von Salis beschäftigte sich in ihrer Arbeit mit der Frage «Was verstehen Philosophen unter Glück?» und setzte sich mit den Anforderungen und Möglichkeiten eines Unterrichtsfachs «Glück» auseinander.
Mit dem Glück beschäftigen sich Philosophen seit der Antike. Aristoteles bezeichnete das Glück als das höchste Gut. Er setzte das gute Leben und das gute Handeln mit dem Glück gleich. Der englische Sprachgebrauch unterscheidet «luck» als Zufallsglück und «happiness» als Glücklichsein, Freude. Was bedeutet Glück für Sie?
Kann man Glück lernen? Offensichtlich ja, denn wie heisst es so schön: «Jeder Mensch ist seines Glückes Schmid». Der Frage, wie nun Glück aber gelehrt werden kann, ist Seraina von Salis in ihrer interdisziplinären Projektarbeit nachgegangen. Sie befasste sich mit dem Ansatz von Ernst Fritz-Schubert, der auf der Basis eines erlebnisorientierten Unterrichts mit vielen ausserschulischen Aktivitäten ein Unterrichtskonzept entwickelte. Dabei wird bereits im Unterricht darauf hingearbeitet, dass das Erlernte im alltäglichen Leben umgesetzt wird. Der Unterricht fokussiert auf folgende fünf Bereiche:
• «Freude am Leben» verfolgt das Lernziel der Identitätsfindung und fördert damit eine gute Selbstakzeptanz und Integration in das soziale Umfeld.
• «Freude an der Leistung» vermittelt, dass auch schulische Anstrengungen freudvoll sein können. Diese Erfahrung motiviert für neue Leistungen und wirkt präventiv gegen Blockaden.
• «Freude an der Bewegung» fördert motorische und kognitive Fähigkeiten. Zusätzlich erleben die Kinder Teamgeist und das gegenseitige Vertrauen, wenn sie sich beispielsweise beim Klettern gegenseitig sichern.
• Der Körper als Ausdrucksmittel wird in Rollenspielen erprobt. Die Kinder lernen so ihre Emotionen als wichtige Ressource kennen, um sie auch in schwierigen Situationen steuern zu können.
• Ernährung und körperliches Wohlbefinden werden gelebt, indem der ökologisch und ökonomisch sinnvolle Einkauf thematisiert sowie gemeinsam gekocht und gegessen wird.
Um den grossen Herausforderungen einer sich rasch wandelnden Arbeitswelt zu begegnen, braucht es neben Fachwissen verstärkt auch überfachliche Kompetenzen. Die sogenannten «Soft Skills» wie Teamfähigkeit, emotionale Stabilität, Durchhaltevermögen, Motivation und Selbstbewusstsein werden immer wichtiger. Der Ansatz von Ernst Fritz-Schubert geht von der Prämisse aus, dass je früher die Persönlichkeit durch Vermittlung positiver Haltungen gestärkt wird, die Chance umso grösser ist, körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen. Entsprechend sind auch die Lektionen aufgebaut: Nach jeder Lektion erhalten die Schüler die Aufgabe, das Gelernte und die dabei empfundenen Gefühle in eigenen Worten zu beschreiben. Zudem müssen sie sich überlegen, wie sie das neu Gelernte im Alltag anwenden können.
Anlässlich eines Praktikums hatte Seraina von Salis die Möglichkeit, Erstklässler zum Thema «Glück» zu befragen. Als Glück empfanden die Kinder, Freunde zu haben, etwas Spezielles zu erhalten oder zu erleben, Feiertage und Ferien. Auch Seraina von Salis selbst setzte sich bewusster mit dieser Frage auseinander und kam zum Schluss, dass mit dem Schulfach Glück wichtige Kompetenzen vermittelt und gefördert werden, letztendlich jedoch jede Person ihr Glück selbst definieren muss.
Was ist Glück für Sie?