Chinas Industrieroboter im Aufwind

Die im Mai 2015 vom chinesischen Staatsrat vorgestellte Strategie «Made in China 2025» enthält als einen der wichtigsten Punkte die Automatisierung und Digitalisierung der chinesischen Industrie. Dabei soll «Made in China» nicht länger für qualitativ minderwertige Massenprodukte stehen, sondern vielmehr ein Begriff für Qualität, Innovation und Effizienz werden. Diese Umstellung, vor allem das Ersetzen chinesischer Niedriglohnarbeiter durch Roboter, kann enorme Spannungen mit sich bringen. Die Volksrepublik steht am Anfang einer Roboterrevolution, die viele Arbeitsplätze überflüssig machen wird.

Jonas Krüsi

11. April 2017

Automatisierung aufgrund des steigenden Lohnniveaus

Industrieroboter werden seit Jahren für Handlings- und Fertigungsaufgaben eingesetzt. Die bekannteste und wohl am weitesten verbreitete Bauform von Industrierobotern ist der 6-Achs-Knickarmroboter. Mit seinen sechs Achsen und den damit verbundenen sechs Freiheitsgraden eignet er sich perfekt für vielerlei industrielle, repetitive Aufgaben. Ein optimaler «Arbeiter» für die unzähligen chinesischen Fabriken, die bis vor Kurzem oder noch immer in Handarbeit produzieren.

Wie die International Federation of Robotics IFR im April 2016 verkündete, wurden im Jahr 2015 insgesamt 66’000 Industrieroboter nach China verkauft, mehr als ein Viertel der weltweit verkauften Roboter. Der Hauptgrund für diese hohe Zahl sind die steigenden Lohnkosten der chinesischen Bevölkerung, die zwangsläufig zur Automatisierung diverser Arbeitsvorgänge und damit auch zum Einsatz von Robotern führen. Dazu kommt, dass aufgrund des wachsenden Einkommens der Bevölkerung auch die Nachfrage an Fahrzeugen und elektronischen Geräten steigt.

Im Jahr 2014 wurden insgesamt 57’096 Roboter nach China verkauft, was im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 56% bedeutet. Dies macht China sowohl zum weltweit grössten, als auch zum am schnellsten wachsenden Absatzmarkt im Bereich der Industrierobotik. Von all diesen Systemen wurden jedoch noch weit mehr als 70% aus dem Ausland bezogen. Gemäss Vorhersagen der IFR wird für das Jahr 2018 erwartet, dass 150’000 der weltweit 400’000 neuen Roboter in chinesischen Fabriken zum Einsatz kommen. Für den enormen Anstieg der kommenden Jahre wird auch der Anteil an chinesischen Herstellern essenziell zunehmen.

Wie viele Arbeitsplätze tatsächlich den Robotern zum Opfer fallen werden und welche Nebenwirkungen die Strategie «Made in China 2025» sonst noch mit sich bringt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.

Quelle der Statistikwerte: International Federation of Robotics IFR