Kryptowaehrungen

Kryptowährungen sind digitale Währungen, die auf Kryptografie basieren. Sie stützen sich weder auf reale Vermögenswerte noch auf konkrete Wertschriften.

Christophe Lienert

12. August 2020

Das Konzept und die Technologie von Kryptowährungen

Eine Kryptowährung ist Geld in digitaler Form. Die Kryptografie ist die Wissenschaft der Informationsverschlüsselung und stellt die Grundlage der digitalen Währungen dar, da die Geldflüsse und Inhaberdaten komplett verschlüsselt gespeichert werden. Dies passiert jedoch nicht auf einem zentralen Computer bei einer Bank, sondern auf den mehreren Tausend Computern der Anwender selbst zur selben Zeit und online. Die Transaktionen sind somit nicht zentral, sondern dezentral in einem eigens dafür vorgesehenen Netzwerk gespeichert. Dadurch ist es praktisch unmöglich Transaktionen zu fälschen. Diese Verknüpfung der beteiligten Computer ähnelt einer Kette, man spricht daher bei diesem System von der Blockchain.

Der Begriff Blockchain besteht aus den englischen Wörtern «Block» und «Chain». Gewisse Datensätze, beispielsweise Transaktionsdaten, werden als Blöcke in ein digitales Register eingetragen. Diese Blöcke haben neben den für die Transaktion wichtigen Daten auch einen Zeitstempel und werden miteinander verknüpft oder eben «verkettet». Die Blockchain ist in diesem Sinne eine «Technologie des dezentralen Transaktionsregisters». Im Englischen spricht man von der «Distributed Ledger Technology», einem digitalen Buchhaltungssystem also, welches ohne zentrales Register auskommt, denn alle Teilnehmenden haben eine eigene Kopie der digitalen Buchhaltung. Diese wird mittels Algorithmen bei allen synchron aktualisiert, damit alle immer denselben Datenstand haben. Und obwohl an dieser dezentralen Buchhaltung unzählige Parteien beteiligt sind, ist die Kontrolle über die Richtigkeit und Aktualität der Einträge jederzeit gewährleistet.

Doch wie stellt man sicher, dass jeder Teilnehmende des Netzwerks eine identische Kopie der Buchhaltung hat? Dies machen die sogenannten Miner, welche für eine Transaktionsbestätigung zuerst deren Gültigkeit prüfen. Erst wenn die einzelnen Blocks – das sind Listen der getätigten Transaktionen – voll sind, werden sie mit einem sogenannten Hash, einer komplexen Zeichenkombination, abgeschlossen. Die Liste der aufeinanderfolgenden Hashs ist die eigentliche Blockchain. Miner übernehmen diese Rechenleistung. Sie errechnen die Hashs und werden dafür vom System mit neuem digitalen Geld belohnt. Mehrere Miner können gleichzeitig an einem Block oder mehreren Blöcken arbeiten. Um auf diese Weise viel digitales Geld zu verdienen, werden mittlerweile ganze Serverfarmen betrieben (siehe unten). Dank der Miner bleibt jede Kopie der Blockchain identisch.

Bitcoin  – die bekannteste Kryptowährung

Der Bitcoin gehört zu den ersten Kryptowährungen überhaupt. Als einer der grössten Vorteile von Bitcoin wird dessen Unabhängigkeit von Finanzinstituten angesehen. Transaktionen werden direkt zwischen Käufer und Verkäufer, also nach dem sogenannten Peer-to-Peer-Prinzip, durchgeführt. Internationale Überweisungen mittels einer Bank dauern in der Regel lange. Es fallen Wechsel- und Bankgebühren an und Transaktionen können mit einem Limit versehen sein. Bitcoins lassen sich demgegenüber innerhalb weniger Minuten kaufen oder verkaufen.

Zum Empfangen und Überweisen von Bitcoins kann eine lokale Bitcoin-Software auf dem eigenen Computer oder eine Onlineplattform benutzt werden. Bitcoins können entweder bei Onlinebörsen oder Einzelpersonen gegen andere Währungen oder elektronisches Geld eingetauscht werden. Dabei fallen in der Regel Gebühren an, die je nach Anbieter variieren.

Die digitale Erzeugung von neuen Bitcoins beruht auf einem komplexen Algorithmus. Er basiert auf der Prämisse, dass es nie mehr als 21 Millionen Bitcoins geben wird. Wenn diese Anzahl Bitcoins emittiert sind, sollte sich – so mindestens sind sich Befürworter der Digitalwährung in der Theorie einig – der Kurs von Bitcoin stabilisieren. Diese Eigenschaft kann als weiterer Vorteil von Bitcoin angesehen werden, denn im Gegensatz dazu können Zentralbanken bei Bedarf jederzeit neues Geld drucken.

Weitere Eigenschaften des Bitcoins liegen im Bereich der Sicherheit, zum Beispiel bezüglich Datenverlust und Datensicherung. Fast alle Transaktionen sind öffentlich in der Blockchain gespeichert. Der Besitz von Bitcoins wird jedoch durch private Schlüssel nachgewiesen, die ausschliesslich der Besitzer kennt. Bei einem Verlust der Schlüssel sind die damit verbundenen Bitcoins sowohl für den Besitzer als auch für das gesamte Netzwerk verloren. Die auf 21 Millionen Bitcoins begrenzte Geldmenge reduziert sich um derartige Beträge. Die Sicherung im täglichen Gebrauch setzt wie bei anderen digitalen Daten ein regelmässiges Backup voraus. Die privaten Schlüssel können zur Sicherung auf externen Speichermedien aufbewahrt oder gar auf Papier niedergeschrieben werden.

Richtiger Umgang mit Kryptowährungen: Chancen und Risiken

Kryptowährungen, allen voran Bitcoin, werden in der Bankenbranche unterschiedlich bewertet. Nach grossen Kurssteigerungen bis ins Jahr 2017 sind die Preise für Bitcoins seither wieder massiv gesunken. Sie sind nach wie vor sehr spekulativ und der Kurs unterliegt weiterhin grossen Schwankungen. Zudem ist wegen des fehlenden regulatorischen Rahmens nicht klar, in welche Richtung sich Kryptowährungen künftig bewegen. Die Chancen, Gewinne mit Kryptowährungen zu realisieren, sind gleichermassen hoch wie die Risiken, Verluste einzufahren.
Ein etwas weniger bekannter, jedoch für die Umwelt nachteiliger Effekt besteht im enormen Stromverbrauch, welcher bei der Generierung, beim Handel und beim Zahlen mit Kryptowährungen verursacht wird: Jährlich verbrauchen die Blockchain und die oben genannten Miner circa gleich viel Strom wie einzelne mittelgrosse europäische Länder. Dieser enorme Verbrauch dient allerdings auch als Schutz vor Hackern. Diese sind kaum in der Lage, so viel Energie aufzubringen.
Die Faszination von Kryptowährungen ist ungebrochen gross. Dies dürfte mitunter daran liegen, dass das digitale Geld keine Banken mehr voraussetzt. Die Inhaber von Digitalwährung werden selbst zum Finanzinstitut. Eine Aufsicht, welche den Geldfluss und die Währung kontrolliert, fehlt. Die Käufer dieser Art von Währungen behalten somit zwar stets die Kontrolle, sie zeichnen gleichzeitig aber auch vollständig selbst für die Sicherheit ihres Vermögens verantwortlich.