«Für mich gab es faktisch keine Option ausser der AKAD Samstagsschule. Nur so konnte ich Berufstätigkeit, Matura und Privatleben sinnvoll vereinbaren und Geld für mein Studium auf die Seite legen», erinnert sich die gelernte Informatikerin. Institute wie die KME mögen zum Teil günstigere Semestergebühren haben; die sehr flexiblen Lernzeiten im Selbststudium, die ausgezeichneten Lehrkräfte und der Samstagsunterricht an der AKAD machen dies aber mehr als wett.
Logik mit Kreativität verbinden
Informatik folgt logischen Prinzipien. Sie ist das Terrain des Exakten, auf dem sich Michèle Krapf durchaus wohlfühlt. «Am Ende sind es jedoch Menschen mit Bedürfnissen und Gefühlen, die mit der
Informatik arbeiten und leben. Der Mensch spielt in informatiktechnischen Überlegungen und bei Prozessanpassungen eine wesentliche und zentrale Rolle; dieser Punkt fasziniert mich an meinem
Beruf besonders und erfordert neben Einfühlungsvermögen Kreativität.» Ihre künstlerische Ader lebt sie auch aus, wenn sie mit der Staffelei oder mit dem Stativ unterwegs ist – sofern ihr die Zeit dafür bleibt. Dieses Engagement musste sie für die Matura zwar zurückstecken. Es gelang ihr trotzdem, den inneren Graben zwischen klarer Vernunft und verspielter Kreativität zu überwinden und die beiden Stärken zu verbinden: «Chemie ist ein gutes Beispiel dafür: Ich setze mich mit Fettsäuren, Emulgatoren, Tensiden und Wirkstoffen auseinander, um selbst Cremes zu rühren oder aus Lauge und Ölen Seife zu sieden; was dabei passiert und wie ich erwünschte Eigenschaften gezielt hervorrufen oder auf Wunsch intensivieren kann, ist für mich eine erfüllende Synthese von Physiologie, Chemie und Kreativität.»
Resilienz trainieren
Das Stoffvolumen für eine Matura ist gross und der Erfolg fällt niemandem in den Schoss. Michèle Krapf war somit aus gutem Grund darauf bedacht, im Alltag keine Leerzeiten entstehen zu lassen.
«Mit der Arbeit begann ich um 7 Uhr und nutzte die Zeiten vor der Arbeit, in der Mittagspause und nach Feierabend zum Lernen.» Als besonders wertvoll erachtet sie die Resilienz, die sie während der sieben Semester an der Jungholzstrasse festigen und immer mehr perfektionieren konnte. Dazu gehört: mit Prüfungsdruck umgehen können, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, sich nicht abschrecken lassen, wenn es schwierig wird oder man etwas nicht auf Anhieb schafft. Diese Haltung stärkt auch heute ihren Willen. Im ersten Anlauf wollte es diesen Sommer mit dem Numerus Clausus und ihrem Berufswunsch Hausärztin noch nicht gelingen. Sie gibt sich gefasst: «Das Ganze ähnelt einer Lotterie mit einer Gewinnchance von 30 Prozent. Ich bin enttäuscht, dass es nicht klappte, möchte es im nächsten Jahr aber auf jeden Fall erneut versuchen.» Bis dann bleibt sie beim bisherigen Arbeitgeber, der Bechtle Steffen Schweiz AG, und übernimmt neue Aufgaben im Prozessmanagement und in der Leitung von Informatikprojekten. In der freien Zeit eignet sie sich – neben dem Kreativsein – im Hinblick auf den Studienstart 2018 bereits ein solides medizinisches Grundwissen an.