Lichtverschmutzung – was ist das und was bewirkt sie?

Der Begriff Lichtverschmutzung bezeichnet Kunstlicht, das entweder direkt blendet oder an Luft- und Staubteilchen in der Atmosphäre gestreut wird und so den Himmel aufhellt.

Christophe Lienert

28. Oktober 2022

Einführung und Ursachen

Lichtverschmutzung ist eine Begleiterscheinung der industrialisierten Welt. Wegen des starken Wirtschaftswachstums steigt der Lebensstandard, auch in bevölkerungsreichen Ländern wie China, Brasilien und Indien. Und damit verbunden das Bedürfnis nach Licht. Lichtverschmutzung ist primär ein Problem dicht besiedelter Regionen. Mit dem starken Wachstum der Städte betrifft die Lichtverschmutzung immer grössere Flächen der Erde.

Künstliches Licht wird als Verschmutzung angesehen, weil es die Nächte zum Tag macht. Grund dafür ist vor allem der grosse, nach oben abgestrahlte oder reflektierte Anteil des Lichts, welcher an Staubteilchen oder Wasserkernen in der Atmosphäre wiederum reflektiert und weiter gestreut wird.

Wie sehr künstliches Licht Menschen und Umwelt stört, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Dazu gehören die Lichtintensität, die Umgebungshelligkeit, die Lichtfarbe, die zeitliche Veränderung des Lichts (z. B. Blinklicht), der Zeitpunkt der Lichteinwirkung (z. B. nachts) sowie ihre Häufigkeit und Dauer.

Die Folgen für Menschen und Umwelt

Viel Licht und helle Beleuchtung, insbesondere im öffentlichen Raum, auf Plätzen und Strassen, wurden und werden noch immer als Zeichen von Wohlstand gedeutet und sollen Sicherheit vermitteln. Doch fehlgeleitete Beleuchtung verschwendet nicht nur viel Geld und Energie, sie hat eben auch schwerwiegende ökologische Konsequenzen und schadet der menschlichen und tierischen Gesundheit. Viele Tiere sind auf die natürliche Abfolge von Tag und Nacht angewiesen, um zu überleben. Werden diese Abläufe gestört, wirkt sich dies negativ auf Aktivitäten wie Jagen, Wandern, Ruhe und Fortpflanzung aus. Viele Insekten werden von Strassenlicht angezogen und verbrennen an heissen Lampen. Auch beim Menschen kann Licht mit hohem Blauanteil (z. B. in weissen Diode-Leuchtmitteln, LED) den Bio-Rhythmus und den Melatoninspiegel – und damit das Schlafmuster und das Immunsystem – empfindlich stören.

Mögliche Eindämmung

Wie kann der Lichtverschmutzung nachhaltig begegnet werden? Man kann sie beispielsweise durch gute Lichtsteuerung und optische Systeme minimieren. Zeitschaltuhren oder Bewegungssensoren können gut mit der etablierten LED-Technologie eingesetzt werden. Vermehrt werden Lichtanlagen auch über das Internet (Stichwort: Internet of Things) in Abhängigkeit von gemessenen oder vorhergesagten Parametern wie Sonnenstand, Wetter oder Verkehrsaufkommen gesteuert und so optimiert.

Generell spielt bei der Beleuchtung öffentlicher Plätze und Strassen die Ausrichtung des Lichts eine wesentliche Rolle. Das Licht muss einerseits gut abgeschirmt werden und anderseits soll es so wenig wie möglich nach oben abstrahlen. Moderne LED-Leuchten können im Gegensatz zu konventionellen Lampen leichter auf diejenigen Flächen ausgerichtet werden, die tatsächlich beleuchtet werden soll. Natürlich lässt sich nicht ganz vermeiden, dass Licht vom Boden oder umgebenden Gebäuden reflektiert wird. Mit der Ausrichtung und Abschirmung kann die Lichtverschmutzung jedoch klar reduziert werden.

Am einfachsten lässt sich Lichtverschmutzung vermeiden, indem man unnötiges Licht abschaltet. Daher sollte man sich immer wieder fragen, wo es tatsächlich Licht braucht und wann.