Generell gibt es weltweit kein Land mehr, dass sich völlig unabhängig von wirtschaftlichen Beziehungen mit anderen Ländern vollständig selbst versorgen kann. Das betrifft nicht nur die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen, sondern auch den Handel mit Produkten, Teilfabrikaten, elektronischen Bauteilen und anderen Waren. Oftmals hört man in diesem Zusammenhang auch hier den Ruf nach unabhängiger Selbstversorgung mit allem, was es braucht.
Dass das allerdings nicht funktionieren dürfte, wird spätestens dann klar, wenn man sich die Vorkommen von Bodenschätzen und Rohstoffen in der Schweiz anschaut. Wir haben weder Erdöl noch Erdgas, noch ausreichend landwirtschaftlich genutzte Flächen, um in wesentlichen Bereichen eine unabhängige Selbstversorgung ohne Einschränkungen sicherstellen zu können. In der Endkonsequenz dieser Betrachtung liegt der Schluss, dass die Globalisierung soweit fortgeschritten ist, dass auch wir uns der Wirkungen von politischen, klimatischen und wirtschaftlichen Krisen nicht entziehen können.
Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass wir in den Wirtschafts-, Handels- und politischen Beziehung beispielsweise zu den Lieferstaaten in Asien eine neue Resilienz erreichen müssen. Einseitig aufgestellte Lieferketten bergen immer die Gefahr eines Totalausfalls in unterschiedlichen Bereichen. Da steht nicht die Frage «Make or buy?», sondern vielmehr die Aufgabe, ein breit aufgestelltes System an Lieferanten und Produzenten im internationalen Massstab aufzubauen. Nur so können Abhängigkeiten zumindest teilweise aufgehoben und die wichtige Versorgung mit Rohstoffen, Produkten und Materialien für unser eigene Wirtschaft sichergestellt werden. Auch dann, wenn die Lage in der Welt vermuten lässt, dass Lieferketten reissen oder zumindest stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Das ist eine Zukunftsaufgabe, die bereits heute angegangen werden muss, wenn wir uns in der Zukunft nicht wieder die Frage «Make or buy?» stellen wollen.