Pokémon Go und der durchsichtige Mensch

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Nutzungsbedingungen oder fragen Sie Ihren Datenschützer.

Matej Smokrovic

10. Oktober 2016

Ist Pokémon Go mehr als nur ein Spiel? Wurde es strategisch geplant und mit dem Ziel auf den Markt gebracht, auch in die verborgensten Ecken der Welt blicken zu können? Wir wissen es nicht, Vorsicht ist aber angebracht.

Homo ludens

Der «Homo ludens» liebt das Spielen. Wir entwickeln Sozialkompetenz sowie einen Grossteil unserer kognitiven und motorischen Fähigkeiten durch das Spielen – von Geburt an. Spielen gehört zum menschlichen Verhalten und ist etwas Erhabenes, das für die Freude des Lebens steht. Dass selbst Erwachsene sehr gerne spielen, zeigt sich am momentanen Hype um Pokémon Go. Pokémon Go ist ein positionsbezogenes Spiel, dessen Spielumgebung auf der erweiterten Realität (augmented reality) beruht. Digitale und reale Welt vermengen sich, das Bild auf dem Smartphone-Bildschirm projiziert sich auf tatsächlich existierende Orte.

Pokémon Go und der Datenschutz

In den Nutzungsbestimmungen von Pokémon Go, ist unter Punkt 3. e) Folgendes zu lesen:
«Wir könnten jegliche Informationen über Sie (oder über das von Ihnen ermächtigte Kind), die sich in unserem Besitz oder Kontrollbereich befinden, an Regierungen oder Strafverfolgungsbehörden oder private Beteiligte offenlegen, wenn wir es nach unserem eigenen Ermessen für notwendig und angemessen erachten …» [1]

Pokémon Go ist im Prinzip eine gigantische Datensammelmaschine, die Informationen aus der Umgebung der Spielerinnen und Spieler sammelt. Die Pokémon-Go-App verlangt permanenten Zugriff auf die Smartphone-Kamera, das Mikrofon und den GPS-Standort. Indem die Entwickler virtuelle Fantasiewesen gezielt in Gebäuden und Räumlichkeiten und an Orten platzieren, deren Fotografieren im Normalfall untersagt ist, gelangt das Unternehmen auf subtile und elegante Art und Weise an sehr umfassende Informationen.
Der Spass am Spiel treibt in diesem Fall Millionen von Spielern dazu, persönliche Daten und Aufnahmen aus ihrer Umgebung (von Wohnungen, Häusern, Arbeitsplätzen, Firmenarealen etc.) einem Unternehmen «freiwillig» zur Verfügung zu stellen. Die Gefahren des Datenmissbrauchs werden ignoriert oder zumindest in Kauf genommen.

Datensammler und Datenproduzenten

Daten sammeln aber nicht nur Grosskonzerne, sondern auch Geheimdienste. Es ist kein Zufall, dass uns Onlinedienste wie E-Mail, Facebook und Twitter, aber auch Spiele wie Pokémon Go frei zur Verfügung stehen. Wir erhalten diese Dienste zwar kostenlos, bezahlen sie jedoch mit unseren Daten.
Wir als Datenproduzenten und -lieferanten sollten deshalb über diese Thematik nachdenken, bewusst und vorsichtig mit unseren Daten umgehen und es uns nicht zu einfach machen. Ob man nun etwas zu verbergen hat oder nicht – niemand weiss, welche Muster die Softwarealgorithmen anhand unseres Verhaltens generieren und ob diese irgendwann in Zukunft zu unserem Nachteil verwendet werden können.

Quellen