Repair Cafes – reparieren statt wegwerfen

Reparieren statt wegwerfen: Diesem Grundsatz kann man in den Repair Cafés nachkommen – und etwas gegen unsere Wegwerfkultur tun.

Christophe Lienert

26. August 2022

Ursprünge und Entwicklung

In Europa werden Veranstaltungen, bei denen Alltagsgegenstände gemeinschaftlich repariert werden, seit Anfang der 2000er-Jahre organisiert. Die niederländische Umweltjournalistin Martine Postma hat das nachhaltige, für die Lokalebene eingeführte Konzept der «Repair Cafés» mit der Gründung einer Stiftung weiter institutionalisiert. Mittlerweile haben zahlreiche Nachahmer die Idee übernommen, 2021 gab es über mehrere Länder verteilt ca. 2000 Repair Cafés.

Nachhaltigkeit und der soziale Aspekt

In westlichen Ländern werden sehr viele nur leicht beschädigte Gegenstände weggeworfen. Und dies, obschon sie nach einer einfachen Reparatur problemlos wiederverwendet werden könnten. Der Wille, Gegenstände zu reparieren und das damit verbundene Wissen zu erhalten, hat bei vielen Menschen, insbesondere bei der jüngeren Generation, abgenommen. Diese Wegwerfkultur gefährdet zunehmend eine nachhaltige Zukunft.

Den Repair Cafés liegt der Gedanke zugrunde, dass lokale Gemeinschaften zusammenkommen und sich gegenseitig dabei unterstützen, kaputte Alltagsegenstände zu flicken. Wenn der Drucker nicht mehr funktioniert oder das Velo beschädigt ist, scheint für viele Menschen eine Neuanschaffung der nächste Schritt. Doch Dinge müssen nicht immer gleich weggeworfen werden. Allmählich haben wieder mehr Menschen den Wunsch, selbst Hand anzulegen. Um Gegenstände aber sachgerecht zu reparieren, benötigt man Expertise und oftmals auch Spezialwerkzeug.

Gäste bringen ihre defekten Geräte in die Repair Cafés, wo Experten helfen und vermitteln, wie man diese repariert. Diese Veranstaltungen finden meist regelmässig statt. In unserer Wegwerfgesellschaft schien dieses Konzept vor einigen Jahren noch völlig fremdartig. Doch mit den Repair Cafés können die Abfallmenge etwas verringert, das Portemonnaie geschont und neue Kontakte geknüpft werden. Zudem lernen die Menschen, Gegenstände wieder mehr wertzuschätzen, und es wird in einem angenehmen Rahmen – bei Kaffee und Kuchen – wichtiges Wissen weitergegeben.

Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft

Repair Cafés sind ein Versuch, nachhaltiger mit Material umzugehen. Indem Gegenstände länger gebraucht und nicht weggeworfen werden, wird die Idee der Kreislaufwirtschaft unterstützt. Diese sieht vor, dass Rohstoffe immer wieder recycelt und erneut verwendet werden, um Ressourcen und Energieverbrauch bei der Herstellung zu schonen, aber auch die Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO2) und die Abfallberge zu verringern.