Soll Social Media am Arbeitsplatz erlaubt sein?

Ob Twitter, Facebook oder Instagram: Soziale Netzwerke lenken Mitarbeitende von ihren Aufgaben ab. So lautet der gängige Vorwurf. Eine restriktive Verbotspolitik wirkt sich jedoch negativ aus und führt zu demotivierten Angestellten und noch mehr Zeitverlust.

Helen Weiss

14. Februar 2019

Sie chatten auf Twitter, posten auf Facebook oder surfen auf Instagram: Mitarbeitende, die soziale Netzwerke nutzen, können für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zum Problem werden, wenn sie ihren Schreibtisch in eine digitale Spielwiese verwandeln. Facebook verzeichnete im Jahr 2017 über 3,8 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer in der Schweiz. Laut einer Studie der Zürcher Agentur für Social Media Xeit nutzt die Hälfte davon soziale Netzwerke auch am Arbeitsplatz – täglich oder sogar mehrmals täglich.

Solche Zahlen sind durchaus erschreckend; entsprechend oft schränken Arbeitgeber den Internetzugang des gesamten Personals ein. Aus rechtlicher Sicht ist das statthaft, wenn die Mitarbeitenden  die Internetseiten über das geschäftliche Netzwerk besuchen.

Verbote sind kontraproduktiv

Der Arbeitgeber darf soziale Kanäle sperren, denn das Unternehmen verfügt über ein Weisungsrecht, dass die Angestellten während der Arbeitszeit tatsächlich auch arbeiten. Dass gewisse Seiten vom Unternehmen gesperrt werden, kann auch andere Gründe haben: So ist es etwa möglich, dass über den Besuch bestimmter Seiten Malware eingeschleppt wird und so ein Sicherheitsrisiko für die Firma entsteht.

Die Firma darf aber keine Vorschriften erlassen, welche Websites Arbeitnehmer etwa in ihrer Pause über das private Smartphone besuchen.

Umstritten ist, ob mit einem Verbot von Facebook und Co. die Leistung der Mitarbeitenden tatsächlich gesteigert werden kann. Nicht selten wird durch eine Sperrung die Nutzung am Arbeitsplatz zum heimlichen Naschen an einer verbotenen Frucht. Wird ein Verbot erlassen, verwenden manche Mitarbeitende viel Zeit darauf, Wege zu finden, es zu umgehen. Deshalb ist ein Verbot immer kontraproduktiv, und es kommt zu einem noch grösseren Zeitverlust für den Arbeitgeber.

Interessante Arbeit motiviert

Dass eine restriktive Anti-Internet-Politik zu erhöhter Produktivität und Leistungsbereitschaft beiträgt, ist deshalb zu bezweifeln. Denn Motivation lässt sich eher mit interessanten, abwechslungsreichen und persönlichkeitsförderlichen  Arbeitsinhalten erreichen. Diese wiederum verringern das Bedürfnis, während der Arbeitszeit soziale Netzwerke für private Zwecke zu nutzen.

Laut einer Studie der deutschen Unternehmensberatung Accenture sind Unternehmen, die auf Eigenverantwortung statt auf Verbote setzen, auch attraktiver für jüngere Bewerber: Die befragten 14- bis 32-Jährigen gaben an, während der Arbeitszeit gerne moderne Anwendungen wie soziale Netzwerke nutzen zu können. Das entspricht denn auch dem Zeitgeist dieser Generation Z, die sich mehr Mitbestimmung und Freiraum für Kreativität im Job wünscht.