Der Supermarkt der Zukunft

Auf welche Innovationen werden Supermärkte der Zukunft setzen, um in Zeiten des Onlinehandels bestehen zu können? Wie weit sind solche Technologien bereits ausgereift, und wie sieht es in der Schweiz konkret mit der Umsetzung aus?

Matej Smokrovic

31. Mai 2017

Betritt ein Kunde den Laden, wird er sogleich von Sensoren erfasst. Ein selbstfahrender Einkaufswagen rollt umgehend herbei. Auf dem darauf befestigten Tablet befindet sich der virtuelle Einkaufszettel, ein Roboter zeigt sogleich den Weg zum ersten gesuchten Produkt. Sieht so oder ähnlich die Zukunft des Supermarkteinkaufs aus?

Future Food District

Die Expo 2015 in Mailand beschäftigte sich mit der Ernährung der Zukunft. Coop Italia präsentierte einen visionären Supermarkt mit völlig neuem Verkaufskonzept. Nebst übersichtlichen, marktähnlichen Auslagen und Roboterarmen als Bedienung beeindruckte insbesondere die multimediale Präsentation der Waren. Berühren die Konsumenten ein Produkt, erscheinen auf einem Bildschirm über dem Verkaufsstand grafisch aufbereitete Informationen: Zutaten, Nährwerte, Herkunft und Preis, ja sogar die CO2-Bilanz.
Coop Italia ist mit der Vision des Supermarkts der Zukunft nicht allein. In Forschungszentren weltweit werden intelligente Waagen, Kühlregale, digitale Preisschilder, aber auch innovative Check-out-Systeme getestet.

Amazon Go

Ein Pionier in Bezug auf Check-out-Systeme ist der US-Onlinekonzern Amazon. Ende 2016 eröffnete er den Supermarkt «Amazon Go», der als erster Laden ohne klassische Kassensysteme oder Selbstbedienungskassen auskommt. Wer hier einkaufen will, braucht ein Amazon-Profil sowie die Amazon-Go-App. Der Kunde muss sich nur mit einem QR-Code auf dem Smartphone ausweisen, den Einkauf tätigen und kann anschliessend mit den Einkäufen das Geschäft verlassen. Die Abrechnung erfolgt per App.

Technologien

Amazon äusserte sich bislang nur zurückhaltend zur im Laden angewandten Technik. Die Grundlagen der meisten erwähnten Innovationen sind jedoch die Lokalisierung von Gegenständen mittels Kamera und einer Kombination von Sensoren sowie die Identifikation, welche z. B. mittels RFID (Radio Frequency Identification) erfolgt. RFID ist eine funkbasierte Methode, um gesammelte Sensordaten auf dem Produkt selbst zu speichern und berührungslos auslesen zu können. Ein Lesegerät erzeugt dabei ein elektromagnetisches Feld, das im angebrachten Funketikett (RFID-Tag) einen schwachen Strom induziert. Damit ist der Chip in der Lage, seine gespeicherten Informationen an das Lesegerät zu senden. Ein Patentantrag von Amazon deutet darauf hin, dass die aufgezählten Technologien wohl auch bei Amazon Go die Methoden der Wahl sind.

Situation in der Schweiz

Hierzulande steht man solch gewagten Innovationen eher skeptisch gegenüber. Neue Ladenkonzepte gibt es im Foodbereich z. B. nur alle acht Jahre, kleinere Optimierungen finden allerdings laufend statt. Beispiele dafür sind etwa das Self-scanning und Self-check-out sowie Designkonzepte wie in der Migros City oder der Globus Delicatessa in Zürich. Hier setzt man auf Wohlfühlatmosphäre, Transparenz und das Näherbringen von Kunden und Mitarbeitenden.

Fazit

Obwohl der Onlinehandel (insbesondere im Non-Food-Bereich) boomt, werden die Kunden auch in Zukunft viele ihrer Einkäufe im Laden erledigen. Es geht nämlich nicht nur um den Einkauf per se, Läden sind auch Begegnungsorte und deshalb mit Emotionen verbunden. Wenn es um frische Produkte und persönliche Beratung geht, werden die Kunden auch in Zukunft ihren Weg in die stationären Läden finden. Die Schweiz macht demnach soweit alles richtig – Schritt für Schritt Richtung Zukunft.