Wissensökonomie – Grundzüge und Stellenwert

Die Wissensökonomie bezeichnet eine Ökonomie, in der Wissen die zentrale Ressource ist. Obwohl Wissen stets Teil der Gesellschaft und der Wirtschaft gewesen ist, wird es immer mehr zum entscheidenden Standort- und Produktionsfaktor.

Christophe Lienert

28. Juli 2023

Stellenwert der Wissensökonomie

In der Wissensökonomie oder Wissenswirtschaft (engl.: knowledge economy) verliert die physische Leistungsfähigkeit zunehmend an Bedeutung, während kognitive Fähigkeiten immer wichtiger werden. Wissen und Wissenstransfer entwickeln sich zu entscheidenden Produktionsfaktoren und zu Schlüsselressourcen. Entscheidend in der Wissensökonomie ist der Zugang zu Wissen sowie dessen Strukturierung und Umsetzung. Der Anteil des Produktionsfaktors Wissen an der Wertschöpfung – so die Schätzungen – liegt bei über 50 Prozent, Tendenz steigend.

Wissen und Fähigkeiten (Skills) sind bedeutende Faktoren in der aktuellen Phase der wirtschaftlichen Entwicklung westlicher Länder, also der Dienstleistungs- bzw. postindustriellen Wirtschaft. Wissen, Information und Daten fungieren dabei als nicht physisches Kapital in einer zunehmend digitalen Wirtschaft. Für Unternehmen sind aus Wissen generierte Werte wie geistiges Eigentum, Geschäftsgeheimnisse, urheberrechtlich geschütztes Material und Patente – alles Zeichen einer Wissensökonomie – heute bedeutender als noch vor einigen Jahren.

Sektoren der Wissenswirtschaft und Ziele

Die Wissenswirtschaft integriert eine Reihe von traditionellen wie auch modernen Sektoren. Gemeinsam ist ihnen, dass sie immaterielle Werte in materielle transformieren. Dies tun in erster Linie Bildung und Forschung. Weitere Sektoren sind beispielsweise Nanotechnologie, Datenverarbeitung, Robotik oder Telekommunikation. Ziele der Wissenswirtschaft sind das Vorantreiben von Innovation, die Weiterentwicklung von Produkten sowie die Optimierung von Abläufen.

Wichtigkeit für Wirtschaft und Gesellschaft

Ein beträchtlicher Teil der Unternehmen und der Angestellten in westlichen Ländern können mittlerweile der Wissenswirtschaft zugeordnet werden. Die Schweiz und Deutschland gehören zu den Ländern mit dem höchsten Anteil forschungsintensiver Industrien und wissensintensiver Dienstleistungen an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung. Hier erarbeitet die Wissenswirtschaft rund ein Drittel des gesamtwirtschaftlichen Umsatzes.

Mit dem Begriff Wissen in der Wissensökonomie ist nicht nur formelles, abrufbares Wissen, sondern auch Erfahrung, Interpretationsvermögen und Selbstorganisationsfähigkeit gemeint. Diese sind gerade bei älteren Menschen besonders ausgeprägt. Die längere Lebenszeit in der heutigen Gesellschaft führt zu längerer Arbeitserfahrung. Ältere Personen und langjährige Mitarbeitende können dank des damit einhergehenden Wissenszuwachses, ihrer kommunikativen Kompetenzen, ihres Qualitätsbewusstseins, ihrer Eigenverantwortung sowie Zuverlässigkeit komplexe Sachverhalte oder die Machbarkeit von Vorhaben besser einschätzen. Dies stellt einen grossen Mehrwert für Unternehmen dar. Dazu kennen ältere Menschen im Arbeitsumfeld ihre eigenen Möglichkeiten und Grenzen oftmals besser als ihre jüngeren Kolleginnen und Kollegen und können dadurch ihre Meinungen und Entscheide fundierter vertreten.