Arbeitsplatz 2030

In Zeiten von Homeoffice, dezentraler Leistungserbringung und digitaler Kommunikation kommen soziale Faktoren wie Nähe, Vertrauen und nonverbale Kommunikation zu kurz. Für viele Geschäftsprozesse und ihre Effizienz, für Qualität und unternehmerischen Mehrwert braucht es jedoch die direkte Interaktion zwischen Mitarbeitenden. Auch die Innovationsfähigkeit braucht Austausch und Geschwindigkeit. Die Büroräumlichkeiten der Zukunft werden zum Nutzen der Unternehmen diese Begegnungen räumlich fördern müssen.

Bruno Sauter

21. Januar 2021

Dezentral und digital reduzieren die Interaktion zwischen Mitarbeitenden

Die Zunahme von Homeoffice als Arbeitsform sowie die dezentrale Leistungserbringung verbunden mit digitaler Kommunikation wird von einigen Mitarbeitenden sehr geschätzt. Die gewonnene Zeit wird in Mehrarbeit investiert, der Arbeitsplatz im Wohnraum erhöht die gefühlte Lebensqualität, und die fast freie Zeiteinteilung erlaubt Individualität. Soziale Faktoren wie Nähe und Vertrauen zu Peers sowie die nonverbale Kommunikation leiden jedoch unter der Entfremdung vom klassischen Arbeitsplatz. Die Isolation der Mitarbeitenden  stumpft ab und führt zu wenig Gefühlswelt im Umgang. Die zufällige Begegnung, der spontane Einfall im Dialog mit Kollegen oder Kolleginnen, aber auch das Sehen, Hören, Spüren von vermeintlichen Belanglosigkeiten geht zum grossen Teil verloren.

Innovation und unternehmerischer Mehrwert

Der unternehmerische Mehrwert eines Unternehmens besteht nicht bloss in Produkten und Dienstleistungen. Es ist die permanente Verbesserung, die Effizienzsteigerung und die Innovation, die sich in den Anwendungen beim Kunden äussert, welche eine Lieferanten-Kundenbeziehung tragfähig und nachhaltig macht. In den Wertschöpfungsprozessen der Herstellung, den Verbindungen innerhalb und zwischen Abteilungen agieren Menschen. Mit diesen Mitarbeitenden wollen Arbeitgebende ein Mehr an Leistung erbringen. Dafür erwarten die Mitarbeitenden nebst Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung auch Vertrauen, Gemeinsamkeit, Zusammengehörigkeit und die Möglichkeit der Kommunikation. Aufbauend auch auf diesen Faktoren wird der Unternehmenswert durch gemeinsame Identität, Geschwindigkeit im Wissenstransfer und Innovationsfähigkeit gesteigert.

Büroräume fördern Begegnungen

Über die zu erwartenden Veränderungen der Bürosituationen wird aktuell viel geschrieben. Die einen sehen einen massiven Rückgang der benötigten Büroflächen voraus, die anderen sehen die Zukunft in «Open-Lab Workspaces», und wenige erkennen gar den gänzlichen Verlust des räumlich vom Wohnort getrennten Arbeitsplatzes. Die Büroflächen des Jahres 2030 werden aufgrund der vielfältigen Entwicklungen und des unternehmerischen Interesses die Begegnung und Interaktion zwischen den Mitarbeitenden räumlich stärker fördern und begünstigen. Genauso wie wir in der IKEA durch die Abteilungen mit ihren Produkten hindurch geleitet werden, so werden Arbeitsplätze den zufälligen Austausch erwirken. Im bewegten Büro werden physisch Zufälle konstruiert, werden Interaktionen digital motiviert, und Kundenfragestellungen werden im stilisierten Chatroom gelöst. Die Kommunikation – intern wie extern – wird inspiriert, bewusst angeregt und relevante Fragestellungen werden ad-hoc dynamisch erkannt Der unternehmerische Mehrwert entsteht durch die Mitarbeitenden im spielerischen Verbundensein und dem Aufbau von Vertrauen durch physische Präsenz.