Rücken frei für Führungsaufgaben

Frank Sinatra sang: «I did it my way.» Stefanie Vogler sagte: «I do it my way.» Sie stemmte die «heisse Phase» beim Erwerb des EFZ zur Kauffrau mit Bravour, obwohl sie im letzten Semester – faktisch über Nacht – zur Teamleiterin befördert wurde. Ihr Erfolgsrezept nebst Disziplin: sozial eingebettetes Selbststudium.

12. Juni 2019

Die Eltern zweifelten schon etwas an ihrem Vorhaben, doch Stefanie Vogler wollte unbedingt ihren Willen durchsetzen. Ihre Erstausbildung machte sie im Detailhandel und erkannte bald nach dem Abschluss, «dass Mama und Papa mit ihren Vorbehalten gar nicht so danebenlagen. Ich bewarb mich im Callcenter von UPC, damals noch Cablecom: Schichtbetrieb, Dienst regelmässig auch samstags und sonntags, Job monoton, Perspektiven – Mangelware.»

Auf Empfehlung der Schwägerin

Ein wichtiger Schritt war geschafft, als Stefanie Vogler in den Kundendienst von Crealogix eintrat. Das Unternehmen ist mit der Business Unit Digital Payment Marktführer für Lösungen im Zahlungsverkehr. Weitere Business Units sind auf Digital- Banking-Lösungen und Digital-Learning-Tools spezialisiert. Um ihrem neuen Arbeitgeber das KV EFZ schmackhaft zu machen, brauchte sie allerdings Überzeugungskraft. «Du bist ja praktisch schon perfekt in allen Administrations- und Bürobelangen», hiess es anfangs. Doch sie argumentierte geschickt, dass der Wissenszuwachs ja durchaus der Firma zugutekommen werde. Zum Beispiel mit Prozessoptimierungen durch ihr erweitertes Know-how. Die Sache war besiegelt; Beteiligung des Unternehmens am Schulgeld inklusive der Voraussetzung, sich nach Abschluss für mindestens ein weiteres Jahr zu verpflichten. Auf die AKAD kam Stefanie Vogler durch ihre Schwägerin. «Sie drückte hier bereits die Schulbank und ist von der Methode begeistert. Ich folgte ihrer Empfehlung.»

Wie im hölzernen Himmel

«Weil ich nicht so der ‹Alleinlerntyp› bin, war ich froh, einmal wöchentlich Präsenzunterricht zu haben. » Zunächst war dies der Montag, im letzten der vier Semester für die verkürzte Variante zur Erlangung des EFZ der Samstag. «Das Timing entpuppte sich als perfekt, auch wenn ich mich während sechs Monaten wie im hölzernen Himmel fühlte.» Personelle Veränderungen führten in ihrer Abteilung dazu, dass sie von heute auf morgen die Leitung ihres Teams übernehmen konnte. «Die Samstagsschule ermöglichte mir, mich voll in meine neue Rolle einzubringen und ergänzend Führungsseminare zu besuchen.» Gewiss, es habe Momente gegeben, in denen sie am Anschlag gewesen sei «oder mich zumindest am Limit fühlte. Oft erweist sich dies im Nachhinein als situative und subjektive Wahrnehmung. Man ist standfester, als man glaubt.» Lernen wollte Stefanie Vogler nicht in den eigenen vier Wänden. Sie bevorzugte einen Tapetenwechsel zu den Eltern. «Der Austausch mit ihnen während kurzer Pausen hat mich immer wieder motiviert.»

Inspiration Wochenmarkt

Bei ihrer selbstständigen Arbeit nahm Stefanie Vogler Wochenmärkte (regionaler Fokus in einer globalen Welt) unter die Lupe: «Ob auf dem Bürkliplatz oder auf dem Lindenplatz in Altstetten – das Ambiente ist inspirierend und spricht alle Sinne an.» Ja, es hat etwas Entspannendes, das zielgerichtete Flanieren durch eine Augenweide von Auberginen, Rüben, Brot, Oliven, Käse, Fisch und Fleisch. Wie funktioniert der «Business Case» eines Gemüsehändlers mit eigenem Stand? Wie sieht die Nachhaltigkeitsbilanz im Vergleich zum (nicht selten teureren) Supermarkt aus? Warum gibt es viele treue Stammkunden? Stefanie Vogler resümiert: «Das Erfolgsrezept basiert auf einem ausgeprägt individuellen Kontakt zu den Käufern und den meist regionalen Produkten.» Die erste Erkenntnis lässt sie in ihre gegenwärtige Aufgabe einfliessen: «Im Kundendienst einer stark auf Online-Dienstleistungen spezialisierten Firma sind Mail und Telefon die häufigsten Austauschkanäle. Gerade weil wir meist nicht von Angesicht zu Angesicht mit Nutzern und Kunden kommunizieren, ist eine persönlich wertschätzende, individualisierte Ansprache zentral.»