Persönliche Daten als Grundlage einer Marktwirtschaft

Die öffentliche Diskussion über Daten nährt sich an den Fragen rund um Datensicherheit, -manipulation und -diebstahl. Betrachtet man die Bedeutung von Daten auf der Ebene von Eigentum und Selbstbestimmung, erkennt man die systemische Funktion von Daten; sie sind genauso wie das Recht auf privates Eigentum ein Fundament unserer Volkswirtschaft. Und da bekanntlich Daten und die daraus gewonnenen Informationen als «Gold» der Zukunft bezeichnet werden, scheint es lohnend, sich Gedanken über das Eigentum von Daten und den Markt für sie zu machen.

Bruno Sauter

31. Oktober 2018

Das Recht auf Eigentum

Jeder Mensch hinterlässt mit seinem Leben, von der Geburt bis zum Tode und vom Aufstehen bis in den Schlaf hinein, eine breite Spur von Daten. Diese Daten können vielfältig ausgewertet und interpretiert werden und dienen als Grundlage für Informationen. Viele dieser Informationen sind für das tägliche Leben angenehm (Adressdaten im Navigationssystem) oder können sogar medizinisch für Notfälle oder Behandlungen von Bedeutung sein. Jede Information über die eigene Person jedoch ist unmittelbar mit dem Recht auf Eigentum verbunden. Nur ich selbst sollte bestimmen dürfen, welche Daten wo, wann und wie verwendet werden. Und wie jedes knappe Gut, welches ich zur Verfügung stelle (Wohnung, Auto, Patent usw.), haben auch Daten einen Preis, und ihre Nutzung ist zu entschädigen.

Verteilte «Aufsicht» für Daten

Da jedoch Daten nicht einfach austauschbare Güter darstellen, sondern weder physisch greifbar sind noch beliebig haltbar sein müssen, sollten die «Handelsbedingungen» für die Transaktionspartner und den Handel klar sein. Genauso wie der Aktienhandel für Käufer sowie Verkäufer klaren regulatorischen Grundlagen unterliegt, sollten eindeutige Bedingungen für den Handel mit Daten, ihre Aufbewahrung und auch die Informationen über den Handel selbst einer Aufsicht unterliegen. Diese Aufsicht muss nicht staatlich sein – moderne Technologien, wie z. B. Blockchain, erlauben die Aufsicht heutzutage über transparente öffentliche Plattformen.

Aktivierung von Daten mit Werten als Erfolgs- und Bilanzposition?

Wenn Daten und ihre Nutzung einen buchhalterischen Wert erhielten, müssten diese Werte in den Büchern von Unternehmen auch entsprechend abgebildet werden. Transaktionen hätten einen Preis, würden abgerechnet, und wie bei jeder unternehmerischen Handlung ergäbe sich aufgrund der Wertschöpfung im Unternehmen eine Gewinn- oder Verlustposition. Dergestalt wären die Datenbeschaffung, die Verwendung und auch die «Lagerung» in Bilanz und Erfolgsrechnung jederzeit transparent und als Basis für die Besteuerung von Unternehmen dienlich. Es liessen sich so administrativ aufwändige Ideen für die Besteuerung von datenbasierten Dienstleistungen ggf. vermeiden. Nebst der Steuerfrage für internationale Technologiefirmen wäre der individuelle Nutzen aus dem Eigentum und der Verwendung persönlicher Daten so auch der Sicherung unserer marktwirtschaftlichen Grundprinzipien dienlich.