Es geht nicht einfach nur um Geld
Wenn über den Sinn oder Unsinn von Sprachen nachgedacht wird, dann geht es nicht einfach nur um Geld. Vor allem geht es um das Lebensgefühl und die kulturelle Identität der Menschen, die eine Sprache, und sei es auch als Minderheit, nutzen und bewahren.
Zugleich stellt sich die Frage, welchen monetären Wert wir einer Sprache zurechnen wollen. Berechnen wir dann nach Wort, nach Buchstabe, nach Anzahl der Nutzer? Oder woran wollen wir den Wert einer Sprache bemessen?
Ein Massstab könnte sein, welchen Aufwand es bereitet, eine vierte Landessprache im täglichen Leben der Schweiz einzusetzen. Man könnte also überlegen, wie sinnvoll es ist, öffentliche Erklärungen, Hinweistafeln etc. in mehreren Sprachen verfassen zu müssen. Das könnte man aber auch überall dort überlegen, wo es nicht um das Rätoromanische, sondern vielleicht um das Deutsche, Französische oder Italienische geht. Hat eine Sprache ein irgendwie geartetes Vorrecht gegenüber den anderen gelebten Sprachen? Darüber kann man nachdenken, auch wenn das nicht Thema dieses Beitrages ist.
Die Fakten
Rätoromanisch wird vor allem im Kanton Graubünden gesprochen. Dort unterteilt es sich in die romanischen Idiome
- Sursilvan
- Sutsilvan-Surmiran
- Vallader
- Puter
Daneben wird in Graubünden auch noch Deutsch und Italienisch gesprochen.
Bemerkenswert ist, dass sich die Graubündener, sofern sie überhaupt Romanisch sprechen, nicht unbedingt auf Anhieb untereinander sprachlich verstehen. Das liegt an den unterschiedlichen örtlichen Idiomen ebenso, wie an der Tatsache, dass immer weniger romanisch gesprochen wird.
Von den etwa 200.000 Menschen, die in Graubünden leben, versteht gerade einmal jede/r Zweite die romanische Sprache. Noch weniger, nämlich nur 60.000 Menschen, sprechen aktiv Romanisch und nur 40.000 Personen in Graubünden nutzen Romanisch als Hauptsprache. Für die Schweiz insgesamt ein doch recht geringer Anteil.
Der Wert der Sprache
Beantwortet ist noch nicht die Eingangsfrage, ob wir uns das Rätoromanische als vierte Landessprache überhaupt noch leisten können. Eine Auffassung dazu ist: Ja, das können und das müssen wir. Weil Rätoromanisch ein Teil unserer Geschichte ist und ebenso ein wertvoller Teil unserer Zukunft sein kann, wenn wir die Identität der Menschen in ihren Kantonen auch weiterhin schützen und bewahren wollen.