Doch, eine Quintessenz aus der AKAD Zeit gebe er auch an seine vier Kinder weiter: «Das meiste, was mit Wissen zu tun hat, kannst du dir selbst beibringen. Entscheidend ist die richtige Methode.» Der selbsterklärende Charakter der AKAD Lehrmittel war für Stefan Zünd äusserst wertvoll. Dank ihnen funktionierte das dicht bepackte Parallelleben von Spitzensportler und Gymnasiast plötzlich, nachdem der Nachwuchsskispringer zuvor an einer Kantonsschule nicht selten, wie er sich erinnert, «am Schwimmen» war. Er ergänzt: «Ich fühlte mich mit der Lernform des kombinierten Selbststudiums von Anfang an im Element. Auch die drei abschliessenden Semester mit Präsenzunterricht am Samstag kamen mir entgegen, sodass meine Flexibilität erhalten blieb, die ich für den Sport benötigte.»
Bike to Work
Auf der Sprungschanze stand Stefan Zünd letztmals exakt vor zwei Dekaden. Und zwar an seinem Hochzeitstag, ein Jahr nachdem er seine Sportkarriere beendet hatte. An «Veteranentreffen» – die es tatsächlich gibt – sieht man ihn nicht. Skispringen ist anders als Skifahren oder Tennisspielen. Die Kräfte, die auf den Körper wirken, sind unweigerlich sehr gross. Da kann man nicht wirklich «Plauschsprünge» machen – oder nur mit erhöhtem Risiko. Daher Werktags trifft man den früheren Spitzensportler Stefan Zünd sowohl im Velodress als auch im Businessanzug an. Der Rechtsdienstleiter einer grösseren Liechtensteiner Privatbank wählte für die Maturavorbereitung die AKAD mit Samstagsschule für die abschliessenden drei Semester. Angesichts der vielen Wettkämpfe und Trainings wäre das wichtige Etappenziel in seiner Biografie sonst kaum zu schaffen gewesen. holt sich Stefan Zünd seinen sportlichen Ausgleich mittlerweile anders: Der Verfechter von Bike to Work ist praktisch täglich auf dem Citybike anzutreffen. Die 24 Kilometer Arbeitsweg legt der ehemalige Überflieger heute mit viel Bodenhaftung per Velo zurück. «Bei der VP-Bank in Vaduz kann ich duschen und mich umkleiden.» Als es die Freizeit noch zuliess, spielte er öfter Golf – unter anderem mit seinem ehemaligen Vorbild, dem legendären Walter Steiner. Letzterer war in den 1980er-Jahren in seiner Zeit als Trainer in den USA auch einmal Zünds Coach.
Die Dürrenmatt-Frage
Noch während der Sportkarriere immatrikulierte sich Stefan Zünd an der Uni Zürich. «Im Gegensatz zur Matura mit AKAD liess sich das Hochschulstudium nicht so strukturiert nebenher bewältigen.» Aus diesem Grund startete er mit dem Jusstudium in St. Gallen erst nach Ende der Sportlaufbahn durch. Zusätzlich erwarb er das Rechtsanwaltspatent. Somit darf ihm KAKADU statt einer Gretchenfrage gewiss eine passende «Dürrenmatt-Frage» stellen. Der grosse Schweizer Schriftsteller monierte einst, dass die Gerechtigkeit in einer Etage logiere, zu der die Justiz keinen Zutritt habe. Was denkt Advokat Stefan Zünd? «Es kommt sehr darauf an, wo auf der Welt man lebt. In der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein ist Gerechtigkeit dank insgesamt gut funktionierender Justiz und Gewaltentrennung in den meisten Fällen tatsächlich erreichbar.»