Webtracking – Datensammler am Werk

«Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten», ist ein oft gehörter Satz. Tatsache ist jedoch, dass sich die meisten Internetnutzer nicht im Klaren sind, wer genau welche ihrer Daten sammelt und zu welchem Zeitpunkt. Ebenso wird das «wie» selten hinterfragt.

Matej Smokrovic

17. April 2019

Jeder, der sich im Internet bewegt, hinterlässt Spuren. Jede Bewegung kann beobachtet, verfolgt und gespeichert werden. Auch wenn man das weiss, ist man womöglich verwundert, wenn auf einer x-beliebigen Website genau jenes Produkt beworben wird, nach dem man erst kürzlich gesucht hat…

Was ist Tracking?

Von Tracking spricht man, wenn Datensammler Nutzer – oft über mehrere Internetseiten hinweg – beobachten, um in Erfahrung zu bringen, was sie auf diesen Seiten tun. Beispielsweise welche Links sie anklicken, welche Dinge sie kaufen oder welche Daten sie in ein Formular eingeben. Diese Informationen ermöglichen es, Profile der Nutzer zu erstellen (Interessen, Vorlieben, Kaufkraft usw.).

Nutzen von Tracking

Tracking ist eine beliebte Methode, um den Erfolg von Online-Marketing zu kontrollieren. Es wird auch eingesetzt, um die Benutzerfreundlichkeit einer Website oder die Wirkung von Werbung zu überprüfen. Weiter können Unternehmen das Kaufverhalten erfassen, indem sie Bestellungen analysieren. Somit können Produkte besser auf die Käufer zugeschnitten werden, die dann personalisierte Werbung erhalten.
Auch beim Affiliate-Marketing ist das Tracking wichtig. Es ermöglicht Websitebetreibern zurückzuverfolgen, von wo aus jemand auf ihre Seite gelangt ist, wie lange er dort verweilt und ob Käufe getätigt wurden. So kann jeder Besucher dem jeweiligen «Affiliate» (Vertriebs- bzw. Werbepartner) zugeordnet werden, der dann eine Provision erhält.
Nicht zu vergessen ist, dass so gewonnene Kunden- bzw. Nutzerdaten an interessierte Unternehmen oder Konzerne verkauft werden können (Stichworte: Big Data, «Daten sind das neue Gold»).

Wie funktioniert Tracking?

Sehr oft werden sogenannte Cookies gesetzt, die das Nutzerverhalten tracken. Dafür stehen sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Tools zur Verfügung (z. B. Google Analytics oder E-tracker). Bei den meisten Tools funktioniert das Tracking mittels eines «First-Party-Cookies». Beim Aufrufen einer Site wird eine kleine Datei auf dem PC gespeichert. Sie enthält beispielsweise Informationen zur gewählten Sprache und eine Identifikationsnummer. Wenn die Site erneut besucht wird, kann der Anbieter die Nummer auslesen und den Nutzer «wiedererkennen». Tracking ist aber nicht nur auf einer einzelnen Website möglich, sondern auch über mehrere Seiten, die miteinander kooperieren. Möglich ist das z. B. durch die Cookie-Synchronisation oder das Einblenden von Werbebannern (sogenannte Drittanbieter-Elemente). Diese Banner können ebenfalls Cookies setzen oder bereits vorhandene Cookies lesen. Nicht selten werden nebst Cookies auch IP-Adressen in Analysen miteinbezogen.
Weiter können zu Trackingzwecken Logdateien (Protokolldateien) der Webserver analysiert und ausgewertet werden (d. h. serverbasierte Daten). Hierzu gehört das «Fingerprint-Tracking», bei dem der Nutzer anstelle von Cookies anhand bestimmter Soft- und Hardwaremerkmale erkannt wird, die vom Browser zur Verfügung gestellt werden.
Eine weitere Möglichkeit ist das Tracking der Client-basierten Daten, wozu integrierte 1-Pixel-Bilder und JavaScript-Tags verwendet werden, die bei Abruf die entsprechenden Daten sammeln.
Ebenfalls erwähnenswert ist eine Trackingmethode von Google: Das Unternehmen wertet die E-Mail-Inhalte seines Dienstes Gmail aus, um spezifische Werbung zu schalten. Auch das Tracking via Apps ist verbreitet, das in punkto verborgener Datenaufzeichnung besonders heimtückisch ist. Apps haben eigene Kommunikationskanäle und bestimmen selbst, welche Daten auf einem Smartphone gesammelt und übermittelt werden. Mit dem Akzeptieren der AGB gibt man üblicherweise sein Einverständnis dazu. Ein prominentes Beispiel ist WhatsApp – die Firma Facebook hat hier freien Zugang zu persönlichen Daten, Kontakten, dem Standort etc.

Datensammeln um jeden Preis

Erst kürzlich wurde bekannt, dass eine namhafte Schweizer Krankenkasse ihre Kunden mit insgesamt 33 Tracking-Programmen ausspionierte. Transparenz sucht man vergebens, das Prozedere läuft im Hintergrund. Immerhin wurden nach Bekanntwerden dieser Tatsache die Tracking-Programme auf 9 Stück reduziert.

Man erinnere sich auch an den Facebook- und Cambridge- Analytica-Datenskandal, von welchem weltweit 87 Mio. Nutzer betroffen waren. Wenn solches an die Öffentlichkeit gelangt, ist der Aufschrei gross, die Menschen werden aber nichtsdestotrotz meist nur äusserst kurzzeitig zum Nachdenken gebracht.