Gig Economy: der Arbeitsmarkt der kurzfristigen Aufträge
Gig Economy bezeichnet einen Teil des Arbeitsmarkts, in dem Aufträge kurzfristig an unabhängige Auftragnehmer oder Freiberuflerinnen vergeben werden.
Gig Economy bezeichnet einen Teil des Arbeitsmarkts, in dem Aufträge kurzfristig an unabhängige Auftragnehmer oder Freiberuflerinnen vergeben werden.
In der Gig Economy (englisch: gig = Auftritt) stellen Unternehmen freiberufliche Personen kurzfristig für meist kleine Arbeiten oder kurze Einsätze ein. Der Ausdruck Gig Economy ist der Musikbranche entlehnt. Viele Musikerinnen und Musiker bestreiten ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit bezahlten Auftritten (sog. Gigs). Der Begriff stammt aus den USA und entstand, als dort Onlineplattformen aufkamen, über die selbstständige Transporteure Mahlzeiten an Konsumenten ausliefern konnten. In dieser Zeit entstanden auch Firmen wie Uber. Diese Plattformen integrieren Technik, Vermarktung und Abrechnung und stellen eine wichtige Grundlage für die Gig Economy dar, da sie als Mittler dienen zwischen Kundinnen und Anbietern. Die Plattformbetreiberin streicht nach Abwicklung einer Dienstleistung oder Ausleihe eines Assets eine Provision ein (siehe auch Artikel Sharing Economy).
Die Gig Economy basiert auf flexiblen, temporären und Freelance-Jobs. Ihr grosser Vorteil besteht darin, dass sie Arbeitnehmenden, Unternehmen wie auch Konsumentinnen und Konsumenten höchste Flexibilität und Anpassung an die momentanen Marktbedürfnisse ermöglicht und gleichzeitig neue Lebensstile und eine individuellere Gestaltung von Arbeits- und Freizeit zulässt. Das in der Corona-Krise in vielen Arbeitsbereichen praktizierte mobile Arbeiten und Homeoffice hat die Gig Economy ebenfalls stark gefördert, da viele typischen Kurzaufträge auch online respektive ortsunabhängig erledigt werden können (siehe auch Artikel Digital Divide).
Gleichzeitig bedroht die Gig Economy den traditionellen Arbeitsmarkt und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Arbeitnehmenden, Unternehmen und Kunden. Firmen investieren nicht mehr in Kundenbeziehungen und Angestellte, sondern lagern Arbeiten an temporäre und damit günstigere Arbeitskräfte aus, insbesondere dann, wenn viel Arbeit anfällt. Dies ist wirtschaftlich interessanter, als langfristig eine Person anzustellen und in ihre Laufbahn zu investieren. Arbeitnehmende in der Gig Economy haben oftmals weder ein gesichertes Einkommen noch eine Arbeitslosenversicherung und kommen mit eigenen Mitteln für die Ausübung ihrer Arbeit auf (Mobiltelefon, Fahrzeug, Computer usw.). Obwohl die hohe Selbstbestimmung und Freiheitsgrade die Gig-Economy attraktiv machen, kann die Work-Life-Balance wegen der notwendigen hohen Abrufbereitschaft und geforderten Flexibilität leiden.
Arbeitnehmende in der Gig Economy sind daher eher Unternehmerinnen und Unternehmer als klassische Angestellte. Letztere haben eine gewisse Arbeitsplatzsicherheit, ein geregeltes Einkommen sowie eine Alterspension. Doch die Gig-Arbeitsform könnte künftig noch an Dynamik gewinnen. Sie hat bereits jetzt in westlichen Ländern einen Anteil von weit über 20% am Arbeitsmarkt. Die Online-Plattformen bringen dabei – unterstützt von intelligenten Suchalgorithmen – Arbeitnehmende immer besser mit den Auftraggebern für kurzfristig zu erbringende Dienstleistungen zusammen. Zu den gängigen Jobs in der Gig Economy gehören Accounting und Finance, Bildung, Schreibaufträge, Medienarbeit, Software-Entwicklung und IT, Transportwesen und weitere. Allerdings werden diese Jobs nicht ausschliesslich nur von Freischaffenden und Selbstständigen ausgeführt, sondern auch von Angestellten im Nebenerwerb, oftmals als zusätzliche Einkommensquelle.